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Leitstellendisponent

Neues Berufsbild Leitstellendisponent*in in Bayern: Berufsausbildung mit Zukunft

Mit dem neuen Ausbildungsberuf „Leitstellendisponent*in“ im Freistaat Bayern beginnt eine neue Ära der Qualifikation im Bereich der Integrierten Leitstellen (ILS). Ziel des Projekts ist es, dem zunehmenden Fachkräftemangel in den Leitstellen entgegenzuwirken und jungen Menschen einen direkten Einstieg in dieses anspruchsvolle und systemrelevante Berufsfeld zu ermöglichen. Erstmals wird die Tätigkeit von Disponent*innen nicht nur als Fortbildung für erfahrene Einsatzkräfte, sondern auch als vollwertige Berufsausbildung mit staatlicher Prüfung etabliert.

Hintergrund und Zielsetzung

Bisher war der Weg in eine bayerische Leitstelle nur über einen Umweg möglich: Disponent*innen kamen in der Regel aus dem aktiven Einsatzdienst von Feuerwehr oder Rettungsdienst und mussten fachspezifische Zusatzlehrgänge absolvieren, um beide Sparten abzudecken. Diese modulare Ausbildung hatte sich über Jahre bewährt, stößt aber zunehmend an ihre Grenzen. Der Nachwuchs aus dem aktiven Dienst reicht nicht mehr aus, um alle Leitstellen adäquat zu besetzen. Gleichzeitig fehlte bisher ein direkter Ausbildungsweg für Personen ohne Einsatzerfahrung, die sich dennoch für die Arbeit in einer Leitstelle interessieren.

Mit der Einführung des neuen Berufsbildes wird diese Lücke geschlossen. Bayern schafft damit erstmals eine systematische, mehrjährige Ausbildung mit klar definierten Inhalten, Praxisphasen und einem staatlichen geprüften Abschluss. Ziel ist es, junge Menschen direkt nach der Schule für den Leitstellenberuf zu begeistern – auch solche, die sich eine Tätigkeit im Rettungswesen vorstellen können, ohne selbst dauerhaft nur im Rettungswagen oder Löschfahrzeug zu sitzen.

Zwei Ausbildungswege

Tarifbeschäftigte absolvieren die dreijährige Ausbildung zum/zur „staatlich geprüften Disponent*in einer Integrierten Leitstelle“ und sind nach bestandener Prüfung befähigt, die Tätigkeit als Volldisponent*in in einer Integrierten Leitstelle auszuüben.

Wer hingegen eine Beamtenlaufbahn anstrebt, beginnt zunächst als Dienstanfänger*in eine zweijährige Ausbildung zum/zur „staatlich geprüften Betriebsassistent*in einer Integrierten Leitstelle“. Der erfolgreiche Abschluss befähigt zur selbständigen Annahme und Bearbeitung von Notrufen und Übernahme von Tätigkeiten im Backoffice einer ILS (Datenversorgung/QM/etc.). Es folgt ein Jahr im Vorbereitungsdienst der zweiten Qualifikationsebene des feuerwehrtechnischen Dienstes, anschließend ein Führungslehrgang, das RD-Modul II sowie die modulare Disponentenausbildung an der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried.

Sowohl Tarifbeschäftigte als auch Dienstanfänger*innen besuchen aber im ersten und zweiten Ausbildungsjahr zusammen dieselbe Klasse und erlernen die gleichen Inhalte. Beide Ausbildungswege führen auf teils unterschiedliche Weise dazu, nach erfolgreichem Abschluss als vollwertige*r Disponent*in in einer Integrierten Leitstelle tätig zu werden. Perspektivisch besteht auch die Möglichkeit der Weiterbildung, etwa zur Schichtleitung oder zum/zur Lehrdisponent*in.

Ausbildungsstruktur und Inhalte

Die Ausbildung hat erstmals im September 2025 begonnen und wird an der neu gegründeten Berufsfachschule für Leitstellenwesen der Landeshauptstadt München durchgeführt. Geplant ist zunächst eine Schulerprobung über fünf Jahre an der neuen Berufsfachschule. Nach erfolgreicher Etablierung könnte diese Ausbildungsform dauerhaft in den bayerischen Ausbildungsrahmen übernommen und ggf. auf weitere Schulstandorte ausgedehnt werden. Sie ist dual aufgebaut: Pro Schuljahr finden etwa 19 Wochen Unterricht an der Berufsfachschule statt, der Rest der Zeit ist u.a. für Orientierungs- und Vertiefungseinsätze in der ausbildenden Integrierten Leitstelle, sowie für Praktika im Rettungsdienst, bei der Feuerwehr, in der Klinik, der Polizeieinsatzzentrale und bei der Kassenärztlichen Vereinigung vorgesehen. Die Auszubildenden lernen damit alle Partnerorganisationen kennen, mit denen eine Leitstelle täglich kommuniziert und zusammenarbeitet.

Inhaltlich reicht das Spektrum von Kommunikation und Gesprächsführung über Notfallmedizin, Recht und IT bis hin zu Einsatzlehre und Taktik in den Bereichen Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz. Ein besonderer Fokus liegt auf der integrierten Bearbeitung von Notrufen, dem Erkennen lebensbedrohlicher Lagen sowie der Koordination unterschiedlicher Einsatzmittel.

Die fachpraktische Ausbildung wird unter anderem in der Integrierten Lehrleitstelle (ILLS) an der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried (SFSG) durchgeführt. Dort können reale Einsatzszenarien unter kontrollierten Bedingungen simuliert und ausgewertet werden.

Zugangsvoraussetzungen

Voraussetzung für die Einstellung ist ein mittlerer Schulabschluss und die Vollendung des 18. Lebensjahres bei Ausbildungsbeginn im Bereich der Tarifbeschäftigten, bei angestrebter Beamtenlaufbahn als Dienstanfänger*in genügt das vollendete 17. Lebensjahr. Des Weiteren muss unter anderem ein ärztliches Zeugnis über die Eignung für den Beruf, ein amtliches Führungszeugnis sowie das positive Ergebnis der einfachen Sicherheitsüberprüfung vorgelegt werden. Für die Anmeldung an der Berufsfachschule ist für Tarifbeschäftigte die Vorlage eines privatrechtlichen Ausbildungsvertrages und für Dienstanfänger*innen der Nachweis über das Bestehen eines öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnisses im feuerwehrtechnischen Dienst mit dem Schwerpunkt „Leitstellen“ gemäß FachV-Fw und Leistungslaufbahngesetz (LlbG) erforderlich.

Ausblick

Die Ausbildungsplätze für den Jahrgang 2026 werden von einigen Leitstellen bereits jetzt ausgeschrieben. Interessierte können sich direkt bei ihrer regionalen Leitstelle informieren, ob im kommenden Ausbildungsjahr Stellen angeboten werden. Detaillierte Informationen hierzu erhalten Sie auch auf der Website „vblb-Karriere“ des Verbandes bayerischer Leitstellenbetreiber unter dem Link:

Mit dem neuen Berufsbild Leitstellendisponent*in geht Bayern einen innovativen Weg zur Fachkräftesicherung im Rettungswesen. Die fundierte Ausbildung verknüpft Theorie, Praxis und interdisziplinäres Lernen und bietet jungen Menschen eine attraktive Berufsperspektive mit Verantwortung. Die Integrierten Leitstellen wiederum profitieren von qualifiziertem Nachwuchs, der speziell für die komplexen Anforderungen der Notrufbearbeitung und Einsatzkoordination ausgebildet ist. Ein Modell mit Vorbildwirkung – nicht nur für Bayern.