Skip to main content

Mit Design Sprints zur innovativen Produktentwicklung

Jeder hatte wahrscheinlich schon einmal eine Idee, die sich vielversprechend angehört hat, welche aber aufgrund eines zu hohen Risikos, zu vielen Unsicherheiten oder Herausforderungen nie umgesetzt wurde.

Genau solche Situationen gibt es auch in der Produktentwicklung. Unabhängig von Anforderungen, Rahmenbedingungen und Kosten-Nutzen-Überlegungen fällt es oft schwer, sich dazu zu entschließen, neue bzw. innovative Ideen ins Produkt einfließen zu lassen. Zu ungewiss ist die Lösungshypothese, zu hoch ist das Risiko, zu viele Fallstricke lauern und sind vielleicht nicht bedacht.

Typischer Ablauf einer Design-Sprint-Woche

Typischer Ablauf einer Design-Sprint-Woche

Fokus auf das größte Potential und das höchste Risiko

Genau hier kommt die Methodik des Design Sprints ins Spiel. Plakativ gesprochen ist ein Design Sprint eine sehr effektive Methode, um in die Zukunft zu blicken, eine mögliche Lösung zu einer Herausforderung bzw. einem langfristigen Ziel vorab zu evaluieren und Bedenken zu möglichen Problemen auszuräumen. Dabei konzentriert man sich auf die möglichen Risiken und zugleich aber auch auf die größten Chancen.

In nur fünf Tagen neue Ideen testen und Probleme lösen

Bei einem Design Sprint werden ca. sieben Vertreter*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Entwicklung, UX Design, Vertrieb, Consulting, Management etc. eines Unternehmens damit betraut, als Design Sprint Team Lösungen für die Schlüsselfragen zur Erreichung eines langfristigen Ziels zu erarbeiten. Dabei können sie auf ihre eigene und die Expertise von sogenannten Subject Matter Experts („Themen-Experten“) zurückgreifen. Das gesamte Unterfangen findet in einem strikten zeitlichen Rahmen statt und erstreckt sich über fünf sehr intensive aber zugleich verbindende, spannende und produktive Tage.

Tag 1 – Ziele definieren, analysieren und verstehen

Am ersten Tag werden das langfristige Ziel und, davon abgeleitet, die sogenannten Sprintfragen definiert. Also jene Fragen, welche am Ende des Design Sprints beantwortet sein sollten, um sicherzustellen, dass die Lösung für das langfristige Ziel die richtige ist. Zudem wird ein Benutzer-Workflow definiert, welcher die relevanten Interaktionsschritte des Anwenders in diesem Kontext abbildet. Dieser Tag ist dafür reserviert, damit sich das Design Sprint Team so viel Input wie möglich von weiteren Stakeholdern und Subject Matter Experts einholt und offene Fragen beantwortet werden. Fragen zum Kontext werden mittels Anwenderbeobachtung/-befragung vorab recherchiert.

Tag 2 – Ideen kreieren und skizzieren

Vollgepackt mit eigenem Know-how und dem Input der Kolleg*innen erstellt das Design Sprint Team am zweiten Tag eine Vielzahl an Lösungen zu den definierten Fragestellungen.

Hierbei wird jeder für sich kreativ und arbeitet seine Lösungen in Form von Skizzen eigenständig aus. Somit wird eine Fülle von unterschiedlichen Lösungen erstellt, welche auch aus den unterschiedlichen Sichtweisen und Hintergründen der jeweiligen Teammitglieder beeinflusst ist.

Das Design Sprint Team in seiner kreativen Phase

Das Design Sprint Team in seiner kreativen Phase

Konkrete Entscheidungen sind ein Schlüsselfaktor

Tag 3 – Entscheiden und Drehbuch erarbeiten

Die ausgearbeiteten Projekte vom Vortag werden in einer Galerie ausgestellt und zur Ansicht und Bewertung freigegeben. Dabei kann jeder die Lösungsaspekte bewerten und schlussendlich gibt es eine Entscheidung über das bevorzugte Set an Lösungsideen. Mit dem Workflow als groben Korridor werden die Lösungen in einem sogenannten Storyboard angeordnet und ergänzt. Dieses Storyboard ist die Grundlage für die Erstellung des Prototyps und auch der Rahmen für die Aufgabenstellung am Tag 5 (Evaluierung).

Tag 4 – Prototyp und Teststellung erstellen

Um nun die Lösungsideen testen zu können, müssen diese zunächst in eine „erfahrbare“ Form gebracht werden. Dazu wird für eine wohldefinierte Aufgabenstellung und anhand des Storyboards ein so genannter Klickprototyp erstellt. Dabei handelt es sich um eine kostengünstige und sehr effiziente Methode, bei der einzelne User- Interface-Mockups miteinander verlinkt sind und beim Klicken auf entsprechende Elemente die nächste „Maske“ geöffnet wird. Somit kann man sich anhand einer Klickreihenfolge mit einem sehr realistischen Erleben durch die UI-Ebenen und -Funktionen klicken.

Tag 5 – Lösung evaluieren

Der letzte Tag ist der Höhepunkt und der Tag der Wahrheit. An diesem Tag werden idealerweise reale Anwender*innen aus dem Leitstellenkontext eingeladen und müssen eine ihnen gestellte Aufgabe mit Hilfe des Prototyps bewältigen. Ein Testleiter*in begleitet sie dabei und das gesamte Design Sprint Team beobachtet jeden remote bei der Aufgabenbewältigung. Dafür werden Kamerainhalte, Ton und Bildschirminhalte in einen anderen Raum übertragen und alle Erkenntnisse und Beobachtungen festgehalten. Nun wird schnell klar, ob die Lösung funktioniert oder ob der Proband eine andere Erwartungshaltung hat, Informationen oder Funktionen nicht findet, verwirrt oder sogar verärgert ist.

Das Design-Sprint-Team hält alle Erkenntnisse der Evaluierung fest

Das Design-Sprint-Team hält alle Erkenntnisse der Evaluierung fest

Tag der Wahrheit: Das Konzept wird anhand von realen Usern getestet

Tag der Wahrheit: Das Konzept wird anhand von realen Usern getestet

Im Zentrum stehen die Anwender*innen

Nach dem letzten Tag besteht eine hohe Gewissheit, ob die angedachten Lösungen für die Anwender*innen funktionieren werden. Wenn nun die richtigen Sprintfragen gestellt wurden, kann man davon ausgehen, dass auch potenzielle Risiken maßgeblich reduziert werden und neue Ideen aus der Evaluierung entstehen. Natürlich ist es nicht möglich, alle Fragen zu beantworten und alle Risiken zu minimieren. Aber dazu gibt es zwei Möglichkeiten: entweder mit dem Restrisiko zu leben oder mit einem weiteren, verkürzten, fokussierten Design Sprint anzuschließen.

Natürlich kann es auch sein, dass die gewählte Lösung suboptimal ist oder sogar scheitert. Aber selbst dieses Ergebnis ist ein großer Gewinn, da man nun weiß, was nicht funktioniert. Ohne Design Sprint hätte man sich eventuell nie an die Umsetzung dieser innovativen Ideen gewagt oder hätte erst sehr spät die Probleme erkannt, was einen beträchtlichen zeitlichen und finanziellen Schaden und im schlimmsten Fall unzufriedene Kund*innen zur Folge hat. Ein Design Sprint fördert das Commitment der Stakeholder und das einheitliche Verständnis aller Beteiligten maßgeblich und liefert eine optimale, gemeinsame Basis für eine folgende Produktimplementierung. Ein richtig eingesetzter Design Sprint ist nicht nur ein Hype, sondern zusätzlich zur agilen Produktentwicklung und User Research eine essenzielle Methodik der innovativen Produktentwicklung.